Zu starke Brille schädlich für die Augen?

Zu starke Brille schlecht für die Augen
Schadet eine zu starke Brille mehr, als sie nützt? | Quelle: © WAYHOME studio / Shutterstock.com

Das wird immer wieder gern behauptet: Eine zu starke Brille schadet den Augen. Stimmt das eigentlich? Verschlechtert eine sogenannte Überkorrektur tatsächlich die Sehkraft?

Was bewirkt eine Brille überhaupt?

Mit einer Brille lassen sich Fehlsichtigkeiten, zum Beispiel Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Alterssichtigkeit oder Hornhautverkrümmung, korrigieren. Sie sorgt dafür, dass Menschen mit einer Sehschwäche trotzdem in allen Sehdistanzen scharf sehen. Das Brillenglas vor dem schlecht sehenden Auge lenkt die einfallenden Lichtstrahlen so, dass ihr Brennpunkt auf der Netzhaut liegt, wodurch ein scharfes Bild entsteht.

Wie funktioniert die Korrektion von Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit?

Beim Kurzsichtigen befindet sich der Brennpunkt der Lichtstrahlen vor der Netzhaut. Entweder ist der Augapfel zu lang oder das lichtbrechende System aus Augenlinse, Hornhaut, Glaskörper und Kammerwasser hat eine zu hohe Brechkraft. Korrigiert wird Kurzsichtigkeit mit konkav geformten, also in der Mitte dünneren Gläsern. Sie heißen auch Zerstreuungslinsen, weil sie die Lichtstrahlen vor dem Auge auseinanderlenken, damit sie dann passend auf der Netzhaut zusammentreffen. Vor dem Dioptrien-Wert dieser Gläser – oft Brillenstärke genannt – steht ein Minus.

Beim Weitsichtigen ist es im Prinzip umgekehrt. Der Brennpunkt der Lichtstrahlen liegt hinter der Netzhaut. Die Ursachen: ein zu kurzer Augapfel oder eine zu geringe Brechkraft der lichtbrechenden Bausteine des Auges. Weitsichtigkeit lässt sich mit einem konvexen Glas korrigieren. Es ist in der Mitte dicker als am Rand und funktioniert als Sammellinse: Sie bündelt die Lichtstrahlen so, dass ihr Brennpunkt zur Netzhaut vorverlagert wird. Die Dioptrien-Angabe hat ein Plus vor der Zahl.

Was bedeuten Unterkorrektion (Unterkorrektur) und Überkorrektion (Überkorrektur)?

Unterkorrektion Die Brillengläser haben nicht genügend Dioptrien, um eine vorhandene Sehschwäche vollständig auszugleichen. Die Brille ist zu schwach.

Überkorrektion Die Gläser sind mit mehr Dioptrien ausgeführt, als für die Korrektur der jeweiligen Fehlsichtigkeit eigentlich nötig sind. Die Brille ist zu stark.

Welche Auswirkungen hat eine zu starke Brille?

Eine unterkorrigierte Kurzsichtigkeit führt beispielsweise dazu, dass nur bis zu einer gewissen Distanz scharf gesehen wird. Das Sehen in größerer Ferne bleibt schlecht. Durch eine Überkorrektion wird ein Kurzsichtiger etwas weitsichtig. Um in der Nähe scharf zu sehen, müssen seine Augen mehr akkommodieren (Schärfenanpassung durch Anspannung der Linse) als bei optimaler Korrektion. Das kann ermüden.

Brille zu schwach oder zu stark – das gibt es ebenso für den Fall der Weitsichtigkeit. So entsteht durch Überkorrektur, also durch zu starke Gläser, eine leichte Kurzsichtigkeit. Alles, was sich in größerer Entfernung befindet, wird dann nicht richtig scharf gesehen. Das könnte zum Beispiel im Straßenverkehr problematisch werden. Ist die Weitsichtigkeit unterkorrigiert, müssen sich die Augen beim Nahsehen mehr anstrengen.

Wie merkt man, dass die Brille zu stark oder zu schwach ist?

Typische Symptome dafür, dass die Brille zu stark oder zu schwach sein könnte, sind das subjektive Gefühl, mit der Brille schlechter zu sehen als vorher, sowie Kopfschmerzen, Nackenschmerzen, Übelkeit, Schwindel oder Doppelbilder. Auch gerötete, brennende und juckende Augen können Anzeichen sein, dass die Fehlsichtigkeit durch die Brille eventuell überkorrigiert oder unterkorrigiert wurde.

Wie ist das nun: Schadet eine zu starke Brille den Augen?

Nein. Denn den Augen ist es egal, durch welche Gläser sie schauen. Nur dem Brillenträger wird es nicht egal sein. Er möchte scharf sehen und beschwerdefrei durch den Tag kommen. Und dafür sorgen richtig angepasste Brillengläser. Sie gleichen Fehlsichtigkeiten aus, können sie aber nicht abschaffen. Weder eine zu starke Brille noch eine zu schwache Brille macht die Augen schlechter. Genauso wie man durch Brilletragen keine schlechteren Augen bekommt.

Es gibt sogar Menschen, die mit etwas überkorrigierten oder unterkorrigierten Gläsern gut klarkommen. Das ist dann subjektives Empfinden. Augenoptiker und Augenärzte beziehen es deshalb in die Bestimmung der Brillenstärke mit ein. Neben der objektiven Messung mithilfe von Geräten halten sie den untersuchten Personen verschieden starke Linsen vor das Auge. Der Kurzsichtige oder der Weitsichtige sagt dann selbst, mit welcher Linse er am besten sieht.
Wichtiger Hinweis für Eltern: Kinder mit einer Fehlsichtigkeit brauchen eine passende Brille. Da sich bei ihnen die Sehleistung bis ins Schulalter erst voll ausbildet, unterstützt die richtige Brille diese Entwicklung. Kinder müssen deshalb die von einem Augenarzt verordnete Brille regelmäßig tragen.

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