Was hat es mit der Aussage „Das Auge isst mit“ auf sich?

Das Auge isst mit
Warum sagt man „das Auge isst mit“? | Quelle: © YakobchukOlena / iStockphoto.com

Wir haben diesen Satz alle schon mal gehört: „Das Auge isst mit.“ Bestimmt würden wir zustimmen. Ansprechend auf dem Teller arrangierte Gerichte vermitteln uns, dass die Speisen mit besonders viel Liebe und Aufmerksamkeit zubereitet wurden. Im Supermarkt wählen wir den knackigen, tiefroten Apfel, dem wir einfach ansehen, dass er besonders frisch und süß schmecken muss. Aber steckt vielleicht noch mehr dahinter?

Wie wir sehen, so essen wir

Unsere Essgewohnheiten sind individuell und von vielen verschiedenen Faktoren beeinflusst. Wir alle haben unsere liebsten Gerichte aus der Kindheit, Erinnerungen an die neu entdeckten Geschmäcker eines bestimmten Urlaubs oder unser Spezialrezept, dessen Zubereitung die ganze Küche gut duften lässt. Die Art, auf die wir unser Essen wahrnehmen, ist also sehr subjektiv. Verschiedene Studien zeigen, welchen Einfluss das Sehen auf diese Wahrnehmung hat – mit spannenden Ergebnissen.

Das Sehen beeinflusst den Geschmackssinn

Jeder, der Gummibärchen mag, hat auch sein liebstes Bärchen. Aber egal, ob der Favorit das rote, das gelbe oder das grüne Exemplar ist – manchmal fragen wir uns schon, ob nicht vielleicht alle gleich schmecken und uns unser Sehen nur einen Streich spielt. Dass dieser Gedanke gar nicht so abwegig ist, zeigt eine Studie, in der Probanden Apfelsaft vorgesetzt wurde. Ungefärbt konnte dieser richtig identifiziert werden. Doch wurde der Saft zuvor rot oder grün eingefärbt, so wurde er für Johannisbeer- oder Kiwisaft gehalten. Das funktioniert übrigens auch mit Joghurt. Wird Naturjoghurt mit einer geschmacksneutralen Farbe rot eingefärbt, so meinen viele, sie würden Erdbeerjoghurt schmecken. Also isst das Auge mit?!

Offensichtlich spielt unser Sehen beim Schmecken eine große Rolle. Wir rechnen beispielsweise aus Gewohnheit damit, dass bei einer roten Farbe der Geschmack bestimmter Beeren zu erwarten ist. Die Farbe Rot wird allgemein eher mit süßeren Geschmäckern in Verbindung gebracht, hellere Farben wie Gelb und Grün mit säuerlichem Geschmack. Werden Probanden tiefrote und hellrote Getränke vorgesetzt, empfinden sie die tiefroten Getränke als süßer – selbst dann, wenn diese in Wirklichkeit sogar weniger Zucker enthalten als die helleren Varianten.

Inhaltsstoffe sind zweitrangig

Bestimmte Farben von Lebensmitteln assoziieren uns also bestimmte Geschmäcker. Aber auch ansonsten wirkt der visuelle Eindruck von Gerichten stärker auf uns als alle anderen Faktoren. So wurde vom Max-Planck-Institut in einer Kantine beobachtet, für welche Gerichte sich die Kunden aufgrund welcher Faktoren entscheiden. Mehrheitlich entschied das Auge darüber, was es zu Mittag geben soll, nämlich anhand des Aussehens des Essens. Vermeintlich wichtigere, aber weniger leicht zu erschließende Informationen wie die des Nährwerts wurden bei der Entscheidung vernachlässigt.

Wenn die Augen größer als der Magen sind

Auch für unser Sättigungsgefühl ist das Sehen mitverantwortlich. Bevor uns unser Magen mitteilt, dass wir genug gegessen haben, schätzen unsere Augen die Menge ein und ob wir demzufolge schon satt sein könnten. Das ergab eine Studie, die in einem Restaurant durchgeführt wurde. Dabei wurde an den Tischen, die regelmäßig abgeräumt wurden, mehr bestellt. Menschen aber, die anhand ihres leeren Geschirrs länger vor Augen behielten, was sie bereits gegessen und getrunken hatten, verzehrten etwa 27 % weniger als Gäste an Tischen, die sofort abgeräumt wurden.

Farben, die Appetit machen – das Auge isst mit

Mit bestimmten Farben bringen wir nicht nur bestimmte Geschmäcker in Verbindung, sondern auch weitere kulinarische Eigenschaften. Die Farbe Blau kommt bei nur wenigen Lebensmitteln natürlicherweise vor. Mit ihr ist ein konkreter Geschmack weniger stark verknüpft als beispielsweise mit den Farben Rot und Grün. Doch das Blau vermittelt ein Gefühl von Frische. Getränke aus blauen Gläsern wirken daher oft erfrischender als Getränke aus Gläsern einer anderen Farbe.

Auch warme Farben bringen Eigenschaften mit, die unser Essverhalten beeinflussen – sie regen den Appetit an. Da verwundert es wenig, dass einige große Fast-Food-Ketten in ihrem Erscheinungsbild bevorzugt mit den warmen Farben Rot und Gelb arbeiten.

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