Mit Kontaktlinsen schlafen, geht das?

Kontaktlinsen vorm Schlafen heraus nehmen
Müssen Kontaktlinsen vor dem Schlafen gehen heraus genommen werden? | Quelle: © Shift Drive / Shutterstock.com

Das Meeting zog sich bis in die Nacht, die Party endete im Morgengrauen. Da vergisst man schnell mal, die Kontaktlinsen vor dem Schlafen rauszunehmen. Ist das wirklich so schlimm, wie viele sagen?

Müssen Kontaktlinsen vor dem Schlafen rausgenommen werden?

Auf jeden Fall. Sonst kommt irgendwann das böse Erwachen. Obwohl die modernen, hoch sauerstoffdurchlässigen Kontaktlinsen-Materialien heutzutage selbst das geschlossene Auge gut mit Sauerstoff versorgen, besteht ein erhöhtes Entzündungs- und Infektionsrisiko. Australische Wissenschaftler haben in einer Studie herausgefunden, dass Menschen, die mit weichen Kontaktlinsen schlafen, ein 6,5-fach höheres Risiko haben, an einer Hornhautentzündung zu erkranken.1

Was macht die Sache so gefährlich?

Bei geschlossenem Auge findet nur ein sehr geringer bis gar kein Austausch von Tränenflüssigkeit statt. So können sich besonders an und unter weichen Kontaktlinsen Mikroorganismen vermehrt anhaften, die bei offenen Augen sonst über den Tränenkanal herausgespült werden. Hinzu kommt eine veränderte Zusammensetzung des Tränenfilms. 

Trifft das für alle Kontaktlinsen gleichermaßen zu?

Ja, wobei an formstabilen Kontaktlinsen Keime weniger gut haften als an weichen Linsen. Auch der Austausch der Tränenflüssigkeit funktioniert unter formstabilen Linsen besser.

Und was ist mit dem kleinen Nickerchen nach dem Mittagessen?

Auch hier gilt: Linsen raus – sicher ist sicher. Wer es damit nicht so ernst nimmt oder einfach von Hause aus etwas nachlässig ist, sollte zumindest Kontaktlinsen mit einer hohen Sauerstoffdurchlässigkeit tragen. Diese bieten auch beim Tragen mit geöffneten Augen erhebliche Vorteile. 

Gibt es nicht auch Kontaktlinsen, die Tag und Nacht getragen werden?

Richtig. Die weichen Tag- und Nacht-Linsen bestehen aus Silikon-Hydrogel, haben eine Tragedauer von bis zu 30 Tagen und lassen mehr Sauerstoff ans Auge als hydrogele Linsen. Feuchtigkeit wird von ihnen gut gebunden. Es bleibt allerdings auch bei diesen Linsen dabei: Die Unterspülung mit Tränenflüssigkeit ist eingeschränkt, das Entzündungsrisiko erhöht. Kontaktlinsen-Experten empfehlen deshalb, die Linsen regelmäßig abzusetzen, zu reinigen und zu desinfizieren. Vom verlängerten Tragen profitieren beispielsweise Schichtarbeiter oder im Bereitschaftsdienst Tätige. 

Als sicher gelten laut Studien dagegen Orthokeratologie-Linsen (kurz: Ortho-K-Linsen). Die formstabilen kleinen Sehhilfen werden ausschließlich über Nacht getragen. Sie beeinflussen die Hornhaut-Geometrie so, dass Kurzsichtige am Morgen und den Tag über scharf sehen – ohne Linsen und Brille. 

Was tun, wenn Kontaktlinsen doch mal über Nacht im Auge vergessen wurden?

Die Linsen müssen schnellstmöglich entfernt, gereinigt und desinfiziert werden. Beim Abnehmen der oft festgesaugten Kontaktlinsen helfen häufiges Blinzeln und Benetzungstropfen. Danach sollten sich die Augen für etliche Stunden erholen; Sauerstoff tanken, bis die kleinen Linsen wieder ihr Tagwerk vollbringen dürfen. Eine Brille kann zwischendurch doch auch mal schick sein, oder?   

Quelle: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22521083

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