Was bedeutet eigentlich Orthoptik?

Was bedeutet Orthoptik?
Orthoptik – die Überprüfung des beidseitigen Sehens | Quelle: © Deagreez / istockphoto.com

Orth-op-tik – der etwas zungenbrecherische Begriff kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Geradesehen“. Tatsächlich beschäftigt sich diese Disziplin der Augenheilkunde jedoch mit weit mehr als dem geraden Sehen. Ein Spezial-Märchen zum Aufschlauen.

Plaudern wir aus der Schule: Die Orthoptik umfasst die Vorbeugung (Prävention), Erkennung (Diagnostik) und Behandlung (Therapie) von Störungen des beidseitigen Sehens (Binokular-Sehens). Orthoptistinnen – in der großen Mehrheit sind es nämlich Frauen – arbeiten in Krankenhäusern, Augenarztpraxen, Rehabilitationszentren. Sie lehren an Hochschulen und forschen für die Wissenschaft.

Wenn beide Augen in eine Richtung schauen können …

… dann ist alles in bester Ordnung. Schon in den ersten Lebenstagen wird die Durchsichtigkeit der Augenlinse beim Neugeborenen überprüft. Das Binokularsehen entwickelt sich erst ab dem 3. Lebensmonat. Entdecken Eltern und Kinderärzte dann eine Auffälligkeit in der Augenstellung, ist eine orthoptische Untersuchung beim Augenarzt erforderlich.

Welche Sehschwächen kann die Orthoptik erkennen?

Wir haben gelernt: Die Orthoptik hat alle Störungen des beidäugigen Sehens im Fokus. Ein weites Feld. Denn die Ausprägungen oder Beschwerden können wirklich vielfältig sein. Vom Schielen über Augenzittern, Doppelbilder sehen oder häufigen Kopfschmerzen bis zu Kopfschiefhaltung (als motorischer Ausgleich) und Lesestörungen (als Folge). Es ist deshalb so wichtig, die Augen und den Menschen exakt und feinfühlig zu untersuchen. Orthoptist*innen besitzen spezielle Kenntnisse über Augenbewegungen (Motorik) und visuelle Verarbeitung (Sensorik).

Warum beidseitiges Sehen so wichtig ist.

„Unser Gehirn reagiert sehr sensibel, wenn eine Fehlsichtigkeit auf nur einem Auge besteht“, erklärt mir die Orthoptistin Frau Wesemann. „Das Gehirn kompensiert die Sehstörung, indem es das schlechtere Auge abschaltet – dieses Auge lernt das Sehen nicht. Die Person bemerkt fast gar nichts von ihrer Sehschwäche, vielleicht ist sie müde oder klagt über leichte Kopfschmerzen.“

Vor allem das junge Gehirn kann meisterhaft kompensieren! Aber was clever klingt, hat oft erhebliche Folgen für die Entwicklung des Kindes: Das schlechtere Auge entwickelt eine Schwachsichtigkeit (Amblyopie). Sie kann nur im Kindesalter behandelt werden. Bliebe sie unbehandelt, könnte sich die Sehschärfe des Auges nicht entwickeln. Sie bliebe unter 10 Prozent, was dramatisch wenig ist. Dieses Auge kann nicht mehr lesen.

Sehen ist: Lesen, Schreiben, Sprechen und Denken.

Ein Kind, das von Geburt an schlecht sieht, weiß nicht, dass die Dinge eigentlich viel bunter, kontrastreicher und schärfer aussehen sollten. Kinder, die mit einer unentdeckten und nicht behandelten Sehstörungen in die Schule kommen, haben große Mühen, die neuen Herausforderungen zu meistern. Sie verlieren schlimmstenfalls ganz schnell den Spaß am Lernen.

Bitte: Lass dein Kind, wenn es sprachliche, feinmotorische, phonologische oder visuelle Einschränkungen haben sollte, grundsätzlich auch von einer Orthoptistin untersuchen. Mit der richtigen Brille können Entwicklungsstörungen mit gutem Erfolg therapiert – oder verhindert werden. Ein großer Gewinn für die Kleinen.

Doch auch für Erwachsene ist, beispielsweise nach einem Schlaganfall oder einer Kopfverletzung, die Orthoptistin ein heißer Tipp auf dem Heilungsweg zur kompetenten, medizinischen Hilfe. Bleibt gesund!

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