Wie oft blinzelt man am Tag?

Wie oft blinzelt man am Tag?
Wie oft blinzelt man am Tag? | Quelle: © NataliaDeriabina / iStockphoto.com

Wir blinzeln unbewusst. Dauernd. Unseren Lidschlag bemerken wir überhaupt nicht. Oder erst, wenn er fehlt. Wissen wir deshalb so wenig über seine vielen, großartigen Funktionen?

Superschutz: Spitzen-Reflex Lidschlag

Die meisten von uns kennen das: Eine plötzliche Windböe wirbelt Staub auf, eine kleine Mücke kommt uns beim Radeln entgegengeflogen, ein Ast hängt tief – immer dann schließen wir sofort die Augen. Der Lidreflex schützt unser Auge vor Fremdkörpern und damit vor Verletzung.

Doch wenn unser Augenlied blitzschnell herunter und wieder aufklappt, passiert noch weitaus mehr.

Allesreiniger: Multitalent Tränenfilm

Mit jedem Lidschlag wird der Tränenfilm neu und gleichmäßig über unsere Augenoberfläche verteilt. Er ist die benetzende Schicht, die den vorderen Teil unseres Augapfels bedeckt. Dabei ist die Tränenflüssigkeit beileibe nicht nur ein salzig schmeckendes Wässerchen. Vielmehr liefert sie der Hornhaut Glucose, Sauerstoff und zahlreiche weitere Nährstoffe. Zum Beispiel das basisches Protein Lysozym, das antibakteriell wirkt und quasi eine lokale Augen-Immunabwehr bildet. Oder die Vitamine A, B2, B6 und B12 und C – wow! 

Der Tränenfilm ist ein echter Bringer! Tränen reinigen unsere Augen. Und nach dem Weinen spürst du, wie gut sie auch manchen Kummer wegspülen.

Schnellster: Tausendsassa Lidschlag

Nachweisbar ist Blinzeln die schnellste Bewegung, die unser Körper draufhat. Klar, das liegt an der proportional geringen Distanz, welche das Oberlid von oben nach unten zurücklegt. Auf Strecke gemessen läge das Lidschlagtempo nur bei ca. 2 km/h. 

Gesteuert wird die Kontraktion vom Augenringmuskel – lateinischer Namen „Musculus orbicularis oculi“. Aber welches Tempo legt er vor?

Ein einzelner Lidschlag dauert 100 bis 150 Millisekunden. In dieser extrem kurzen Zeit der geschlossenen Lider macht unser Gehirn eine Wahrnehmungspause. Es trickst sich selber aus und überbrückt die Zeitspanne mit Bildern der Außenwelt – Stand-by sozusagen. Dass es für einen winzigen Moment dunkel wird, nehmen wir nicht wahr. Da ist keine schwarze Klappe, die fällt. Oder anders gesagt: Wir sehen nicht nichts.

Wie oft blinzelt man am Tag? Im Durchschnitt blinzeln wir Menschen alle 4 bis 6 Sekunden. Man sagt, pro Minute etwa 15 Mal. Babys tun das nur halb so oft. Würden wir 8 Stunden fürs Schlafen abziehen, hätte unser wacher Tag noch 16 Stunden. Das wären 16 mal 60 Minuten, macht 960 Minuten, mal 15 …14.400 Lidschläge pro Tag im wachen Zustand! Wow. 

Und wenn nicht? Was passiert bei zu viel oder zu wenig Blinzeln?

Schonprogramm: trockene Augen

Wenn dir am Bildschirm nach einiger Zeit die Augen brennen, hat das einen ganz einfachen Grund: Du blinzelst zu wenig oder schließt deine Augen nicht komplett. Sie werden unangenehm trocken. 

Workaholics, Gamer oder Seriengucker*innen kennen diese Klage. Ihr Lidschlag reduziert sich auf 5 bis 7 Schläge in der Minute – und dieser ist oft nicht einmal vollständig geschlossen. Nochmal zur Erinnerung: Das sind dann weniger als die Hälfte einer optimalen Befeuchtung der Augen- Oberfläche!

Es ist deshalb klug, Blinzelpausen einzulegen. Einfach ab und zu 10 bis 20-mal schnell blinzeln, um die Augen zu befeuchten. Wirksam ist auch, aus dem offenen Fenster in die Ferne schauen.

Nervensache: zuckende Augen

Wer vom Typ her eher nervöser Natur ist, blinzelt tendenziell einfach etwas mehr. Auch in stressigen Gesprächen, in Prüfungen oder beim ersten Date erhöht sich unsere Lidschlagschlag-Frequenz. Blinzeln wirkt dann wie eine Art Spannungsentladung. Dieses Klimpern verschwindet in der Regel schnell wieder von selbst.

Dauern die Muskelzuckungen längere Zeit an oder werden sie stärker, ist es klug, deine Augen-Ärztin oder -Arzt aufzusuchen. Sie können gemeinsam mit dir herausfinden, woran es liegen könnte. Oft helfen schon Gesprächstherapie, gepaart mit Entspannungsübungen und ausreichend Schlaf. Auch Nahrungsergänzungsmittel können wichtige Mineralien und Vitamine liefern, die dir möglicherweise gerade fehlen. Obendrein gibt es auch Medikamente, die für Muskelentspannung sorgen. 

Unser Alltagstipp: Gönn deinen Augen regelmäßig eine Pause – mach sie zu.

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