Förderten die Maya das Schielen ihrer Kinder?

Sollten die Kinder der Maya schielen?
Schielen für den „betörend schönen Silberblick“? | Quelle: © Evgenii Cherniatev / shutterstock.com

Wahrscheinlich hast du noch nie eine schielende Person getroffen, stimmts? Das liegt schlicht daran, dass in unserer westlichen Gesundheitskultur das Schielen bereits bei der U2-Untersuchung des Babys – zwischen dem dritten und zehnten Lebenstag – festgestellt und therapiert wird. Die Frage macht uns daher ehrlich stutzig: Förderten die Maya tatsächlich das Schielen ihrer Kinder? Wenn ja, warum?

Wer sind die Maya?

Kurz mal schlaumeiern. Die Maya leben seit fast 3.000 Jahren in den Gebieten um Mexiko, Guatemala, Belize, Honduras und El Salvador. In ihrer Blütezeit um 650 v. Chr. entsprach ihr Siedlungsgebiet der Größe der Bundesrepublik und die über 40 Stadtstaaten zählen 15 Millionen Menschen – so die heutige Erkenntnis von Archäologen.

Politisch-religiöse Zentren waren große Städte im Tiefland des Dschungels mit breiten Plätzen, imposanten Tempeln und sogar Sportanlagen. Von Fotos und aus Filmen kennt ihr alle die bis heute eindrucksvollen Pyramiden mit den breiten Treppenstufen in der Mitte. Heute leben in Mittelamerika ungefähr sechs Millionen Nachfahren der Maya.

Made by Maya: Zeitlose Schönheiten

Die Maya kreierten eine herrliche Schrift, sie beschrieben Bücher aus Leder und Rinde, die von den spanischen Eroberern in Gänze verbrannt wurden. Sie besaßen ein umfassendes astronomisches wie mathematisches Wissen und entwickelten ein hochkomplexes Kalendersystem, das am 21. Dezember 2012 weltweit Schlagzeilen machte.

Die ausdrucksstarke Bildsprache der Maya fesselt uns bis heute.

Ihre Fresken, die Architektur, ihre Schriftzeichen und die aufwändig bemalten Alltagsgegenstände. Auch sich selbst schmückten die Maya mit Hingabe: Immer dabei waren Gold-, Perlen- und Jadeschmuck, faszinierende Piercings und Tattoos! Kommt uns bekannt vor, nicht wahr? Alles für die Schönheit!

Aber was heißt schon schön?

Das Schönheitsideal der Maya reichte weit darüber hinaus nur das Äußere zu zieren. Sie verformten ihre Körper mechanisch. Denn längliche Schädel, eine fliehende Stirn und auch der Silberblick waren das Non-Plus-Ultra auf dem Weg zum ideal-schönen Menschen. Folgerichtig sorgten Mayamütter von Anfang an für die Schönheit ihres Nachwuchses. Sie spannten die Köpfe ihrer Babys zwischen zwei Bretter, um die weichen Schädelknochen länglich und mit flacher Stirn wachsen zu lassen. Außerdem hängten sie ihnen Harzkugeln ins Haar, die von der Stirn auf die Nase baumelten und so die Augen der Kleinen zum Schielen zu verführten. Weil sie den umgangssprachlich genannten „Silberblick“ als schön empfanden.

Ist Schielen nun schick oder schlimm?

Schielen finden wir heutzutage nicht mehr schön, weil wir gelernt haben, es als „Fehler“ zu definieren. Aus gutem Grund: Wir wissen, dass Schielen (Strabismus) das Sehen beeinträchtigt, zu Doppelbildern und zum Verkümmern der Augenfunktion führen kann. Dieser Sehfehler wird schon beim Kleinkind sicher erkannt und ist dann sehr gut behandelbar.

Weg mit Idealen! Schönsein für alle!

Dem menschlichen Auge gefallen Symmetrien. Angeblich sehen wir lieber gleichmäßige Gesichter, gerade Nasen, perfekte Zahnreihen. Momentchen, stimmt das noch? Was machen wir, wenn an uns etwas ungleich, schief oder, anders gesagt, einfach ganz besonders einzigartig ist? Die Zahnlücke von Madonna ist irre sexy. Pickel sind nervig, aber du bist okay und meine Narbe am Kinn, die erzählt echt was. Machen wir uns locker. Schönheit liegt im Auge der Betrachter*in. Apropos betrachten, schon bemerkt?

Auch die Mona Lisa hat den geheimnisvollen Silberblick

Das ist eines von wenigstens zwei Geheimnissen, die dieses Gemälde von Leonardo da Vinci zum bekanntesten der Welt machen. Denn ganz gleich, aus welcher Richtung du die Renaissance-Dame betrachtest, sie scheint dir immer direkt ins Gesicht zu blicken. Das liegt an ihren Augen, bei denen die Iris jeweils leicht zur Mitte hin verschoben abgebildet ist. Ihr zweites Geheimnis mag im Lächeln liegen.

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