Kann man in absoluter Dunkelheit erblinden?

In Dunkelheit erblinden
In absoluter Dunkelheit erblinden? | Quelle: © anankkml / iStockphoto.com

Die Angst, das Augenlicht zu verlieren oder gar zu erblinden, ist weit verbreitet. Verständlicherweise, schließlich nehmen wir über unsere Augen die meisten Sinneseindrücke wahr. Über 10 Millionen „Informationshäppchen“ geben unsere Sehnerven an das Gehirn weiter – pro Sekunde! Doch ist die Angst, aufgrund äußerer Einflüsse das Augenlicht zu verlieren, tatsächlich berechtigt? Stimmt das Gerücht, dass eine längere Zeit in absoluter Dunkelheit ausreicht, um zu erblinden? Kann sich der Sehsinn wirklich zurückbilden, wenn er nicht genutzt wird?

Bei andauernder Dunkelheit erblinden? – Vier Tage im Versuchslabor

Ob und wie eine Erblindung proaktiv herbeigeführt werden kann, ist naturgemäß schwierig zu untersuchen. Der Schaden bei erfolgreicher Durchführung eines solchen Experiments wäre zu groß und wohl mit keinem Schmerzensgeld der Welt aufzuwiegen. Von den moralischen Bedenken mal ganz abgesehen. Dennoch gab es in der Vergangenheit Experimente, um zu testen, welche Folgen absolute Dunkelheit für unser Sehen hat. Dabei wurden Probanden unter wissenschaftlicher Begleitung vier Tage lang von jeglichen visuellen Eindrücken abgeschottet. Führte die absolute Dunkelheit zum Erblinden der Testpersonen? – Nein, natürlich nicht. Aber dennoch gab es interessante Erkenntnisse darüber, wie der Körper auf die veränderte Situation reagierte. So berichteten die Probanden nicht nur von Lichtblitzen und Bildern, die sich vor ihren Augen formten. Auch die anderen Sinne, wie der Hör – und der Tastsinn, waren schon nach kurzer Zeit in absoluter Dunkelheit und mit dem Gefühl zu erblinden stärker ausgeprägt als vor dem Experiment. 

Kleinkinder – theoretisch höheres Risiko, bei absoluter Dunkelheit zu erblinden

Bei ihrer Rückkehr ins Licht reichte dann eine kurze Gewöhnungsphase, und die Sehleistung der Versuchspersonen war wieder komplett hergestellt. Die Wissenschaftler kamen daher zu dem Schluss, dass der Sehsinn sich auch bei Inaktivität nicht einfach zurückbildet, wir also auch bei langer Zeit in absoluter Dunkelheit nicht erblinden, vorausgesetzt, die Sehfähigkeit ist vollständig ausgebildet. Bei Kleinkindern dagegen, deren Sehnerven noch in der Entwicklung sind, ist die Wahrscheinlichkeit durchaus gegeben, dass sie bei andauernder absoluter Dunkelheit erblinden oder ihr Sehvermögen zumindest nie richtig ausgebildet wird. 

Krankheiten statt Dunkelheit als Ursache für Erblinden

Dennoch ist die Angst, das Augenlicht zu verlieren, nicht gänzlich unberechtigt. Denn jedes Jahr steigt die Zahl derer, die aufgrund unentdeckter oder zu spät erkannter Augenerkrankungen erblinden. Zu diesen Erkrankungen zählen zum Beispiel der Graue Star, der Grüne Star oder die Altersbedingte Makuladegeneration. Auch Diabetes-Patienten und -Patientinnen haben ein erhöhtes Risiko für Schädigungen des Sehsinns. Viel realer als die Gefahr, in absoluter Dunkelheit zu erblinden, sind zudem die Folgen steigender Computer- und Smartphone-Nutzung. Es gibt Studien, die glaubhaft belegen, dass es einen Zusammenhang zwischen einer intensiven Bildschirmnutzung und der Zunahme von Kurzsichtigkeit bei Jugendlichen gibt.

Ist diese Sehschwäche schon in jungen Jahren stark ausgeprägt, steigt die Gefahr einer Netzhautablösung – und damit das Risiko zu erblinden. Statt uns also grundlos Sorgen zu machen, ob man bei absoluter Dunkelheit erblinden kann, sollten wir lieber anfangen, uns Gedanken über einen gesunden Umgang mit Fernsehern, Computer, Tablett und Handy den flimmernden Geräten in unseren Hosentaschen zu machen.

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