Wie träumen blinde Menschen?
Für die meisten Menschen sind Träume bunt und szenisch. Wie aber träumen Menschen mit Sehbehinderung? Sehen sie im Schlaf Bilder?
Warum produziert das Gehirn überhaupt Träume?
Fest steht: Jeder von uns träumt. Manche erinnern sich morgens noch daran, andere nicht. Die nächtlichen Filme spielen sich hauptsächlich in der sogenannten REM-Schlafphase (Rapid-Eye-Movement) ab. In dieser Zeit bewegen sich die Augen unter den geschlossenen Lidern schnell hin und her. Das Gehirn läuft auf Hochtouren. Bei Erwachsenen macht dieser Zustand rund 20 Prozent des Nachtschlafs aus. Viele Wissenschaftler nehmen an, dass unser Gehirn in dieser Phase verarbeitet, was tagsüber passiert ist, und neues Wissen abspeichert. Ob Träume das Seelenleben widerspiegeln oder bloß bedeutungslose Nervensignale sind, ist bis heute nicht sicher geklärt.
Wie träumen blinde Menschen?
Blinde und sehbehinderte Menschen verarbeiten nachts ebenfalls ihre Tageserlebnisse – allerdings so, wie sie diese selbst wahrgenommen haben. Dabei spielen andere Sinneseindrücke wie Berührungen, Gerüche, Geschmäcke und Geräusche eine größere Rolle. Allerdings haben blinde Menschen häufiger Alpträume. Das belegen dänische Forschungen. Den Neurowissenschaftlern zufolge kommt das durch die stärkeren Bedrohungen und Gefahren, denen Nichtsehende im Alltag ausgesetzt sind. Furcht lösen bei ihnen vor allem Szenarien aus wie vom Auto überfahren zu werden, in ein Loch zu fallen oder den Blindenhund zu verlieren. Im Schlaf tauchen diese Ängste dann wieder auf.
Sehen blinde Menschen im Traum tatsächlich Bilder?
Menschen, die ihr Augenlicht erst durch eine Krankheit oder einen Unfall verloren haben, erinnern sich meist noch an alte Seheindrücke. In ihren Träumen kommen also Bilder vor. Das Erstaunliche: Einige von ihnen sehen im Traum sogar Begebenheiten, die sich erst nach ihrer Erblindung zugetragen haben. Je länger ein Mensch jedoch schon blind ist, desto stärker verblassen seine optischen Traumbilder.
Es gibt aber Hinweise darauf, dass auch von Geburt an blinde Menschen im Schlaf visuelle Eindrücke haben können. Blinde Teilnehmer einer portugiesischen Studie haben beispielsweise Szenen gezeichnet, die sie im Traum gesehen haben. Die Zeichnungen kamen der Realität Sehender sehr nahe. Die Forscher beobachteten bei diesen Personen außerdem, dass ihr für optische Verarbeitung zuständiges Hirnareal während des Träumens aktiv war.
Ähneln visuellen Eindrücke blinder Personen denen von sehenden?
Wahrscheinlich nicht. Anhand von Informationen, die von Geburt an blinde Menschen über andere Sinne aufnehmen, schaffen sie sich eigene Bilder. Experten gehen davon aus, dass etwa durch Tasten und Hören eine räumliche Vorstellung von Größe sowie ein Gefühl für die Beschaffenheit von Gegenständen und Personen entsteht. Das Gehirn scheint in der Lage, daraus einen optischen Eindruck zu erzeugen. Einige Nichtsehende erinnern sich sogar an Farben aus ihren Träumen. Wissenschaftler vermuten, dass sich die Farbeindrücke aber von denen Sehender unterscheiden – zumal Betroffene diese verständlicherweise nur schwer beschreiben können.
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