Warum muss man niesen, wenn man in die Sonne guckt?

Warum niesen wir beim Blick in die Sonne?
Warum bringt uns der Blick in die Sonne zum Niesen? | Quelle: © RealPeopleStudio / shutterstock.com

Sobald der erste gleißend-helle Sonnenstrahl deine Nase kitzelt, schüttelt dich ein kräftiger Nieser durch. Reflexartig, da ist nichts zu machen. Und oft gleich nochmal. Wieso das so ist, daran wird sogar bis heute noch geforscht.

Licht-Nieser oder Nicht-Nieser, das ist die Frage

Vielleicht kennst du den Sonnennies-Reflex von dir selbst oder du hast ihn bei anderen beobachtet: Der eine tut’s, die andere nicht. Die Antwort findet sich in der Genetik: Sie klassifiziert Nieser*innen und Nichtnieser*innen. Fachsprachlich spricht man vom erblichen „Photischen Niesreflex“. Er wird autosomal-dominant vererbt. Das heißt, dieses genetische Merkmal wird, unabhängig vom Geschlecht, an nächste Generationen weitergegeben. Wenn ein niesender Elternteil Träger*in des „Allels“ ist, so nennt sich die Variation eines Gens, wird die Hälfte der Kinder unweigerlich in den Genuss des Sonnenniesens kommen. Niesen ist doch herrlich, nicht wahr? Es befreit, macht wach, reinigt die Nase und fühlt sich so natürlich an.

Doch könnte diese an sich so harmlose, genetische Anomalie situativ gefährlich werden?

Sonnenniesen? Gerne Zweimal

Statistisch gesehen löst der photische Niesreflex meist ein zweifaches, explosives Niesen in sehr rascher Folge aus. Diese Millisekunden dauernde Reaktion hat auch ihre Schattenseiten: Wir müssen kurz die Augen schließen, ruckartig atmen und oft ist der ganze Körper in einer Starre gefangen. Für Sekundenbruchteile die Kontrolle verlieren? Das kann zum Beispiel im Straßenverkehr oder beim Outdoorsport gefährlich werden. Deshalb die Bitte: Fahre bei Sonnenschein sicherer mit Sonnenbrille oder Sonnenschild an Hut oder Helm.

Niesen? Reine Nervensache

Neurobiolog*innen vermuten, dass hinter dem Sonnenniesen der Trigeminusnerv stecke, auch als Drillingsnerv bekannt. Er entlässt drei Nervenstränge, sogenannte Äste, aus dem Stammhirn in das Gesichtsfeld: Den Augenast, den Ober- und den Unterkiefer-Ast. Bei starkem Lichteinfall werden zuerst die Augen gereizt. Die Pupille zieht sich kräftig zusammen, um den Lichteinfall zu regulieren. Bei „Sonnennieser*innen“ könnten zwei der Äste, die zum Augapfel, bzw. in den Oberkiefer führen, besonders nah beieinander liegen. Der Oberkiefer-Ast ist maßgeblich am komplexen Niesreflex beteiligt.

In diesem Fall liegen die Nervenbahnen des Trigeminus wahrscheinlich so nah beieinander, dass ein elektrisches Signal vom einen zum anderen Nerv überspringen kann. Ein starker Lichteinfall könnte also dazu führen, dass der stimulierte Augenast sein Signal auch auf den nebenan verlaufenden Oberkiefer-Ast überspringen lässt, was schließlich in einem herzhaften Niesen gipfelt. Gesundheit!

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