Wer hat die Kontaktlinse erfunden?

Wer hat die Kontaktlinse erfunden?
Wer hat die Kontaktlinse erfunden? | Quelle: © Roman Samborskyi / Shutterstock.com

Er ist als 10-jähriger schon stark weitsichtig. Als junger Erwachsener trägt er eine Brille. Die dicken Gläser verzeichnen plus 9 Dioptrien – und er hasst sie. Die dicken Gläser lassen seine Augen groß wie Untertassen erscheinen. Heinrich Wöhlk aus Kiel gilt als Erfinder der ersten Plexiglas-Kontaktlinsen im Jahr 1947. Doch den Weg dahin bereiteten andere.

1888: Die ersten Kontaktlinsen aus Glas waren groß, dick und schwer

Viele Jahre früher (1888) forschen bereits Adolf Fick in Zürich und Eugen Kalt in Paris zunächst an mundgeblasenen Glaslinsen. Zehn Jahre später, ebenfalls in Kiel, versuchte sich August Müller an den ersten Kontaktlinsen. Auch ihn motiviert der große Leidensdruck seiner dicken Brillengläser, auf die er aufgrund seiner massiven Kurzsichtigkeit angewiesen ist.

In seiner Doktorarbeit beschreibt Müller 1889, dass er sich von einem Optiker eine gläserne Linse schleifen lässt. Er setzt sich das monströse Glas, das einen Durchmesser von 20 Millimeter hat und über den ganzen Augapfel reicht, auf sein Auge. Dieses hatte er zuvor mit Kokaintropfen betäubt. „Der Erfolg war ganz nach Erwarten. Meine Myopie von minus 14 war bis auf eine halbe Dioptrie korrigiert, dabei erschienen aber die Gegenstände größer als durch die Brille.“ Die große, dicke Linse lässt keinen Sauerstoff durch, Müller kann sie nur 30 Minuten tragen, dann wird das selbst ihm, dem Wissbegierigen, zu schmerzhaft. Was nun?

1947: Die Idee der kleineren Linsen aus Kunststoff reift

Zu groß, zu schwer, zu zerbrechlich. Heinrich Wöhlk empfindet die gläsernen Schalen obendrauf als wehtuend und motiviert sich: Das muss auch anders gehen. Zeitgleich forscht in den USA der Techniker Kevin Tuchy mit Erfolg an cornealen Kontaktlinsen, das sind Linsen mit einem rund 9 Millimeter vergleichsweise kleinen Durchmesser. So suchen beide nach der idealen Form und einem optimalen Material für die kleinste aller optischen Hilfen. Doch schauen wir nach Kiel.

Im Selbstversuch setzt sich Wöhlk Wachsplättchen ins geöffnete Auge, bringt sie mit Wärme zum Schmelzen – autsch! Neben ihm steht der Eimer gefüllt mit Eiswasser. Hier taucht er dann mit seinem ganzen Kopf unter, um den erhärteten Wachsabdruck vorsichtig vom Auge zu lösen. Den Abdruck gießt er anschließend mit Gips aus. Jetzt hält er ein dreidimensionales Modell seines vorderen Augenabschnittes in den Händen, von dem er eine Form aus Metall herstellt.

Mit diesem Modell tüftelt er unermüdlich weiter. Sein neues Material: Plexiglas. Das alte Ziel: eine leichte und gut verträgliche Linse. 1947 dann der Durchbruch: Mit dem viel kleineren Durchmesser von etwa neun Millimetern verdienen die PlexiLinsen erstmals wahrhaft den Namen Linse. Sie sind zart, bedecken nur noch den optischen Teil des Auges und schwimmen gut verträglich auf dem Tränenfilm. Man kann sie bis zu acht Stunden tragen!

1950 bis heute: Kontaktlinsen made by Wöhlk

In den Wirtschaftswunderjahren baut Wöhlk sein Unternehmen auf – und aus: 2022 feiern Wöhlk Contactlinsen 75-jähriges Firmenjubiläum.

Beim Sport, auf der Bühne und vor der Kamera können moderne Kontaktlinsen heute eine komfortable, sichere Alternative zur Brille sein. Sie sind luftdurchlässig, weil ihr Material eine hohe Sauerstoffleitfähigkeit aufweist. Sie sind intelligent, weil sie sich im richtigen Winkel ins Auge drehen, was beispielsweise bei einer Korrektur von Astigmatismus von Bedeutung ist. Sie schützen das Auge sogar vor schädlichen UV-Strahlen.

Linsen können kinderleicht eingesetzt und entfernt werden und halten, je nach Material, bis zu einem Monat. Es gibt verschiedene Varianten – von weich über formstabil bis bunt – und die Entwicklung geht weiter. Frage am besten eine*n qualifizierte*n Kontaktlinsen-Anpasser*in!

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