Wie entstehen Augenfarben?
Man sagt, alle Babys kommen mit blauen Augen zur Welt. Wirklich? Und verrät der Blick in unsere Augen etwas über unseren Charakter oder eher etwas über unsere biologischen Eltern und Großeltern? Wer und was bestimmt die Augenfarbe? Lasst uns kurz mal tief blicken.
Welche Augenfarbe ist die häufigste?
Fast 80 Prozent der norwegischen und finnischen Menschen haben blaue Augen. Gemessen an der Weltbevölkerung liegt der Blau-Anteil jedoch nur bei ungefähr 10 Prozent. Und ja, die Augenfarbe hat etwas mit unserer genetischen Herkunft zu tun. Deshalb haben Babys in Nordeuropa durchaus sehr oft blaue Augen. Weltweit erblicken jedoch immens mehr braune Augenpaare das Licht der Welt: rund 63 Prozent. Doch so manche Oma schwört später: „Als Baby hattest du blaue Augen!“ Können sich die blauen Babyaugen tatsächlich verändern?
Wie entstehen Augenfarben?
Immer wenn es um Farben geht, spielen Pigmente eine Rolle. Bei der Geburt ist die Pigmentierung der Iris noch nicht abgeschlossen. Sie bildet sich erst im Laufe des ersten Lebensjahres vollständig aus. Oma hat vielleicht doch Recht: Blaue Babyaugen können sich also mit der Zeit verändern. Doch Moment – haben Pigmente nicht auch was mit der Sonne zu tun?
Stimmt. Der Pigmentstoff Melanin schützt uns vor starker Sonneneinstrahlung (UVA/UVB). In Pigmentzellen produziert und gespeichert, wartet es auf seinen Einsatz: Es absorbiert Licht und legt sich, vereinfacht gesagt, schützend um die Zellen. Erst durch diese „sonnige Stimulation“ der Melanin-produzierenden Zellen wird mit der Zeit genug Melanin hergestellt, um das noch helle Auge dunkler zu färben. Und so ändert sich manchmal die Farbe eines Blauaugen-Babys, wie Oma bemerkte.
Melanin – die Menge machts. Weil viel Melanin viel Licht aufnehmen kann, und somit wenig reflektiert wird, erscheinen die Augen dunkel. Oft reagieren Menschen mit hellen, also blauen Augen viel empfindlicher auf Licht, auch ihre Haut ist eher heller, sprich weniger pigmentiert. Grünäugige Menschen haben sogar noch ein bisschen weniger Melanin als die blauäugigen.
Doch wo wird über die Melaninmenge – und damit die Stärke der Pigmentierung – entschieden?
Hinter all dem steckt geballte Genetik: Rund 50 Gene bestimmen die Melanin-Produktion, oder anders gesagt: Die Farbe der Augen ist erblich.
Welche Augenfarbe ist die seltenste?
Eins Grün, eins Blau – wow! Menschen wie Star Trek-Sternchen Alice Eve haben definitiv den besonderen Blick. In zwei verschiedenfarbige Augen zu schauen ist bizarr und faszinierend. Das Fachwort für ein Augenpaar mit unterschiedlichen Farben ist Iris-Heterochromie und entsteht durch einen ungleichen Melaninanteil in den Pigmentzellen von linkem und rechtem Auge. Die Folge können zwei ganz und gar verschiedene Augenfarben sein – etwa Grün und Blau. Oder auch nur kleine Abweichungen – zum Beispiel in Form eines kleinen brauen Punktes an der Pupille, wie bei Benedict Cumberbatch. Diese harmlose, erbliche und bildschöne Mutation tragen weniger als ein Prozent aller Menschen.
Und zum Schluss schauen wir nochmal kurz zu Oma und Opa: Wenn dir auffällt, dass sich deren Irisfarbe langsam verändert, könnte das möglicherweise an den Augentropfen liegen, die sie zur Verringerung ihres Augendrucks (Grüner Star) einträufeln. Der darin enthaltene Wirkstoff Latanoprost kann den braunen Pigmentanteil erhöhen und übrigens auch die Wimpern dichter und länger wachsen lassen. Würde nur ein Auge behandelt, könnte das zu einer Heterochromie führen – darüber sollte jede/r PatientIn informiert werden.
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