Gleichen sich Alterssichtigkeit und Kurzsichtigkeit aus?

Gleichen sich Alterssichtigkeit und Kurzsichtigkeit aus?
Gleichen sich Alterssichtigkeit und Kurzsichtigkeit aus? | Quelle: © Alessandro Biascioli / istockphoto.com

Weil Kurzsichtigkeit eine negative Dioptrienzahl aufweist, zum Beispiel minus 1, und dem gegenüber Weitsichtigkeit eine positive, also plus 1, liegt die Vermutung nah: Müssten sich nicht diese beiden Werte ausgleichen, also Null werden, oder wenigstens teilweise aufheben? Willkommen in einem Seh-Märchen für alle ab 40!

Zweierlei: Myopie oder Hyperopie

Wenn du in die Ferne nicht gut sehen kannst, nennt die Fachsprache das Myopie oder Kurzsichtigkeit. Der Grund dafür ist meist ein zu langer Augapfel. Die umgekehrte Abweichung ist die Weitsichtigkeit oder Hyperopie. Dann ist der Augapfel meist zu kurz, das scharfe Bild liegt hinter der Netzhaut. Die logische Konsequenz lautet: Ein Mensch kann nicht gleichzeitig kurz- und weitsichtig sein. Das ist eine unumstößliche Tatsache, weil schlicht organisch nicht möglich. Kurzsichtigkeit wie Weitsichtigkeit sind oft genetisch bedingt. Deshalb trägt auch das eine oder andere Kita-Kind schon stolz seine coole Brille.

Einerlei: Alterssichtigkeit oder Altersweitsicht

Zwei Begriffe für eine Sache: Presbyopie, auch Alterssichtigkeit oder Altersweitsicht genannt, tritt bei fast allen Menschen im Lauf des Lebens auf. Meist fällt ab 45 das Lesen schwerer. Bücher, Zeitungen und Handy werden immer weiter weggehalten, um die Schrift erkennen zu können. Die Ursache von Alterssichtigkeit ist ein Alterungseffekt der Linse, durch die das Licht ins Auge fällt. Sie verliert mit den Jahren an Flexibilität und irgendwann ist die Augenlinse so steif, dass sie sich nicht mehr auf die Nahsicht einstellen kann.

Anatomisch zwei Paar Schuhe: Die Alterssichtigkeit ist ein Phänomen der Linse, demgegenüber Kurz- und Weitsichtigkeit mit dem Augapfel zusammenhängen.

Allerlei: Fern und Nah vereint

Altersweitsichtigkeit kann niemals eine angeborene Kurzsichtigkeit ausgleichen. Andersherum gilt jedoch: Eine Kurzsichtigkeit kann die Alterssichtigkeit ausgleichen. Wie geht das?

Der Kurzsichtige muss zum Lesen seine Fernbrille absetzen. Dann wirkt sein unkorrigiertes kurzsichtiges Auge wie eine Lesebrille. Bei minus 2 Dioptrien kann er 50 cm entfernte kleine Schrift entspannt lesen, bei minus 3Dioptrien kann er sogar in 33 cm entspannt lesen. Das ist kein richtiger Ersatz für eine Lesebrille in der richtigen Stärke, aber ein Behelf, der funktioniert. Du siehst es vielleicht im Alltag, dass sehr stark kurzsichtige Menschen zum Lesen von etwas Kleingedrucktem ihre Brille abnehmen und den Lesetext ganz nah ans Auge halten.

Wenn du also irgendwann – oder schon jetzt – weder dem Kinofilm entspannt folgen noch die Getränkekarte in der schummrigen Bar lesen kannst, brauchst du entweder eine zweite Brille – die Lesebrille – und mit ihr kannst du auf optimalen 35 bis 40 cm gut lesen. Oder moderne Gleitsicht- oder Bifokalgläser für dein neues, gutes Sehen. All-in-One! Frage deine Optikerin oder deinen Augenfachmann. Viel Spaß im Leben!

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