Bewegen sich unsere Augen, wenn die Lider geschlossen sind?

Bewegen sich unsere Augen, wenn die Lider geschlossen sind?
Bewegen sich unsere Augen, wenn die Lider geschlossen sind? | Quelle: © LightFieldStudios / iStockphoto.com

Was passiert eigentlich, wenn wir zum Schlafen die Augen schließen? Und warum können wir nicht mit offenen Augen schlafen?

Mit offenen Augen schlafen, geht das?

„Die letzte Reihe schläft doch schon wieder mit offenen Augen,“ pflegte so mancher Mathelehrer zu rufen, um ein Schulkind in Folge an die Tafel zu zitieren. Ach, Albtraum! 

Natürlich irrte er sich. Mit offenen Augen träumen – ja, das geht. Schlafen aber nicht. Menschen müssen, wie übrigens die meisten Lebewesen, zum Schlafen die Augen schließen.  Sind  die Augen während des Schlafs auch nur teilweise geöffnet, kann das zur Austrocknung der Hornhaut im unteren Bereich und folgend zu Trockenheits- und Fremdköpergefühl führen. 

Luken dicht machen

Was unterscheidet das Leben der Fische von dem unseren? Sie sind umgeben von Wasser. Dadurch können Fische schlicht darauf verzichten, die Augen feucht zu halten. Sie brauchen also auch keine Augenlider. 

Anders ist es bei uns Landlebewesen. Um unsere Hornhaut vor dem Austrocknen zu schützen und gut und gleichmäßig feucht zu halten blinzeln wir. Und zwar recht oft.

Das Schließen der Lider schützt aber auch vor eindringenden Fremdkörpern. Stell dir mal vor: Unsere Vorfahren in der Steppe hätten beim Schlafen mit offenen Augen ständig Sand und Staub in die Augen bekommen. Oder sie hätten statt nachts komplett abzuschalten ständig blinzeln müssen. Beides klingt anstrengend. An ruhigen Schlaf so wäre gar nicht zu denken gewesen. Fazit: Augen zu beim Schlafen ist mal wieder eine richtig gute Idee der Genetik.

Energie sparen und auftanken

Die geschlossenen Lider bieten aber noch zwei weitere Vorteile für unseren Schlaf.

Solange wir die Augen offen haben, werden ständig optische Reize wahrgenommen und im Gehirn verarbeitet. In Folge reagieren wir auf alles, was sich in unserem Blickfeld bewegt. Das kostet Energie. Beim Schlafen holen wir uns die Energie zurück, indem wir die Augen schließen und diese optischen Reize ausgrenzen. So kann sich unser Gehirn erholen. 

Tipp: Schon ein 10-minütiger Powernap bringt Leistungsfähigkeit und Konzentration zurück.

Vorhänge schließen

Das Schlafhormon Melatonin liebt die Dunkelheit. Bei geschlossenen Augen wird die Zirbeldrüse stimuliert, dieses Hormon auszuschütten, das uns in den Tiefschlaf schickt. Nicht nur das. Man nimmt heute an, dass auch unsere Netzhaut bei Dunkelheit dazu angeregt wird, selbst gewisse Mengen des Hormons zu bilden. 

Licht stört also unseren Schlaf. Deshalb begünstigen Vorhänge oder Rollos im hellen Zimmer das Ein- und Durchschlafen. Aber was ist mit den Augen, ruhen sie auch?

Augen zu und still. Wirklich wahr?

In den Tiefschlafphasen erholt sich unser Körper am intensivsten. Alles kommt zur Ruhe: Puls und Blutdruck sinken, wir atmen langsamer, die Muskeln lockern sich. Doch es gibt Momente, da zucken die Augenlider plötzlich. Sogar kleine Blinzler werden bei Probanden im Schlaflabor beobachtet. Unsere Augen bewegen sich unter den Lidern sehr schnell hin und her. Was passiert hier eigentlich?

Die Schlafforschung hat festgestellt, dass wir in der sogenannten REM-Phase (Rapid Eye Movement), also den Phasen der schnellen Augenbewegungen, angeregt träumen. Herzfrequenz und der Blutdruck steigen wieder. Wir atmen schneller und die Augen zucken. Bei acht Stunden Schlaf durchleben wir bis zu fünf REM-Phasen, also tiefe Träume, an denen unsere Augen offensichtlich heftig arbeiten.

Wieviel sehen wir, wenn wir träumen?

Messungen der Hirnströme haben gezeigt, dass unser Gehirn in den Traumphasen ähnlich aktiv ist wie im Wachzustand. Man spricht dabei auch von „paradoxem Schlaf“. Deswegen fühlen wir uns nach einem Albtraum so erledigt, als hätten wir wirklich mit Monstern gekämpft.

Hirnforscher sind heute der Meinung, dass die Augenbewegungen beim Träumen eng mit unseren visuellen Traumbildern verknüpft sind. Die schnellen Augenbewegungen ereignen sich in dem Moment, in dem wir im Traum einem neuen Bild begegnen. Diese Traumbilder verarbeitet das Gehirn ähnlich, wie die im wachen Zustand wahrgenommenen Bilder. Die Augenbewegungen spiegeln diese Bildverarbeitung wider. Oder anders ausgedrückt: Wir sehen die Monster.

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