Wie sehen Fliegen?

Wie sehen Fliegen?
Fliegen und Ihre erstaunlichen Facettenaugen | Quelle: © pixabay / pexels.com

Warum du schwerlich eine Fliege mit der hohlen Hand aus dem Flug fangen kannst, hat ursächlich mit der bemerkenswerten Bauart der Fliegenaugen zu tun. Die sieht nämlich so aus:

Fliegenaugen: riesengroß und uralt

Im Vergleich zu ihren winzigen, filigranen Körpern sind ihre beiden Augen gigantisch groß. Aus der Nähe betrachtet sehen Fliegenaugen faszinierend, nahezu unheimlich aus. Vergrößert erkennst du in jedem der beiden Augen tausende kleinster, schimmernder Einzelaugen, die dich blaugrün, grüngelb oder orangebraun anfunkeln. Es sind die sogenannten Ommatidien, die sich zu zwei Facettenaugen (oder auch Komplexaugen) zusammensetzen. Extra Gruseleffekt: Die Riesenaugen machen bis zu 90 Prozent der Kopffläche aus.

Das Prinzip Facettenauge ist ungefähr 500 Millionen Jahre alt. In Estland gefundene fossile Trilobiten, ausgestorbene Vorfahren der Spinnen und Krebstiere, zeigen bereits den typischen Aufbau – bestehend aus etwa 100 Unteraugen.

Durch die Evolution so erfolgreich entwickelt, gehören Facettenaugen heute zur typischen Ausstattung von Insekten wie Libellen, Wespen, Bremsen und Glühwürmchen.

Facettenauge: superschnell und hochauflösend

Im Unterschied zum Linsenauge von Mensch und Säugetier kann das Facettenauge superschnelle Bewegungen erfassen, was für die Luftjäger unter den Insekten natürlich ausgesprochen sinnvoll ist. Die bemerkenswerte Strategie der Raubfliege sei hier kurz erwähnt, denn ihr entgeht nicht das winzigste Beutetierchen: Vor dem Angriff macht die jagende Fliege eine luftige Vollbremsung, fliegt ein Stück neben der Beute her und schlägt aus nächster Distanz zu.

Das Facettenauge liefert dem Insektengehirn hierfür extrem schnell extrem hochaufgelöste Bilder – etwa 300 pro Sekunde. Wir Menschen schaffen durchschnittlich 60 Bilder pro Sekunde, geübte Gamer*innen auch schon mal mehr.

Die Fliege reagiert für uns einfach zu schnell. Wir haben ohne Hilfsmittel kaum eine Chance, sie zu fangen. Doch dazu gleich.

4.000 Ommatidien auf zwei Halbkugeln: Perfekte Rundumsicht

Tausende Einzelaugen – bei der Augengigantin Libelle sind es 28.000 pro Facettenauge– sitzen konvex als halbe Schale links und rechts am Kopf. Manchmal berühren sie sich sogar mittig auf der Fliegenstirn. Ohne ihren Kopf zu drehen, erkennt die Fliege Hell, Dunkel und Bewegung, also alles, was um sie herum passiert. Blitzschnell melden die Sehzellen Veränderungen im Umgebungslicht. Die Fliege hebt ab oder ändert flugs ihre Flugbahn. Und zwar, bevor du sie mit einem Glas oder deiner Hand erwischen kannst.

Fliegen dürfen leben

Stichwort Insektensterben: Die kleinen Quälgeister bitte nicht an der Wand erschlagen oder schlimmer noch, mit Gift töten. Die selten gewordene, aber zugegeben nervige Stubenfliege, lockst du besser bei Nacht aus deinem Zimmer: Lampen aus, Tür auf und draußen Licht an: Fliege raus, Tür zu. Sehr einfach und wertvoll für dein Karma.

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