Wie viel Prozent Sehkraft sind normal?

Wie viel Prozent Sehkraft sind normal
Wie viel Prozent Sehkraft sind normal? | Quelle: © RomarioIen / istockphoto.com

Mal ehrlich, was ist schon normal? Die Norm dient normalerweise als Messwert, man könnte vielleicht sagen, um ein alltagstaugliches Miteinander einer Gesellschaft zu erleichtern. Aber Normalitäten sind wandelbar, sie sind an sich weder wahr noch falsch. Und unnormal heißt nicht falsch oder weniger wertvoll. Ende mit Philosophieren.

Zwei steile Thesen: Künstler*innen sehen die Welt anders als Otto Normalverbraucher. Und ein Gärtner darf gern eine schlechtere Sehschärfe haben als eine operierende Chirurgin. Was denkst du?

Sehkraft – was ist das?

Das Wort Sehkraft wird meist umgangssprachlich verwendet, wenn die Sehschärfe gemeint ist. Aber fangen wir von vorne an. Der Oberbegriff heißt nämlich Sehleistung. Er umfasst das gesamte Sehvermögen. Die wichtigste Sehleistung ist dabei die oben genannte Sehschärfe. Andere Sehleistungen sind das periphere Sehen, das Kontrastsehen, das Farbensehen, das räumliche Sehen, das Dämmerungssehen, die Blendempfindlichkeit und vieles mehr.

Normale Sehschärfe – was sagt das aus?

Die Sehschärfe (der Visus) bezeichnet das Auflösungsvermögen des Auges. Sie sagt aus, wie klein die kleinsten Buchstaben und die kleinsten Details sind, die man gerade noch erkennen kann. Aber welche Sehschärfe ist normal? Falsche Frage, denn die Sehschärfe verändert sich im Lauf des Lebens. Babys und Senioren haben eine eher schlechte Sehschärfe. Zwischen 20 und 30 Jahren ist sie meistens am besten. Da schauen wir doch nochmal genauer hin.

200 Prozent oder: Zahlen sind geduldig

Die kleinsten Buchstaben oder Zahlen, die ein augengesunder Erwachsener aus einer Distanz von fünf Metern gerade noch richtig lesen kann, sind ca. 7,3 Millimeter hoch. Das bezeichnet man in der Augenheilkunde als Visus 1,0 und umgangssprachlich reden wir von 100 Prozent Sehschärfe. Dieses Auflösungsvermögen ist der Mittelwert über alle Erwachsenen. Statistisch wäre das der Normalfall.

Viele Menschen können aber deutlich besser sehen – Sportler*innen, Pilot*innen und Menschen, die feinmechanische Tätigkeiten ausüben. Wer beispielsweise aus fünf Metern Buchstaben erkennen kann, die nur 3,65 Millimeter groß sind, hat eine Sehschärfe von 2,0 – also 200 Prozent – was sich natürlich komisch anhört. Bei älteren Menschen kann ein Wert von 0,5 „normal“ sein, also 50 Prozent. Echt?

Intuitiv wahrnehmen, oder: Peripheres Sehen

Du kennst es genau, das intuitive Sehen aus dem Augenwinkel. Es ist superwichtig für dein sicheres durch die Welt bewegen. Beispiele: Wenn du beim Joggen nach vorne schaust, bemerkst du dennoch das Eichhörnchen, das seitlich auf deinen Weg hüpft. Und auch das Paar, das auf der Wiese mit dem Hund spielt. Wir sehen Hindernisse und Gefahren, ohne unsere Augen zunächst darauf fokussieren zu müssen. Und das in einem Bildwinkel von bis über 200 Grad!

Allerdings bemerken wir auch vermehrt eine noch recht neuartige Erscheinung, nennen wir es „Eingeschränktes peripheres Smartphone-Sehen“. Wenn wir mit starrem Blick auf das Smartphone durch die Stadt gehen, entgeht uns häufig, was links und rechts liegt. Iiihh, Hundehaufen nicht gesehen. Tschuldigung, Fußgänger*in angerempelt.

Dreidimensionalität erkennen, oder: Räumliches Sehen

Dazu brauchen wir beide Augen. Durch das Stereo-Sehen können wir Entfernungen abschätzen, beispielsweise beim Überqueren der Straße. Sieht ein Auge schlechter, ist das räumliche Sehen beeinträchtigt.

Dämmerungssehen und Blendempfindlichkeit

Zweirad- und Autofahren, wenn’s dämmert und in finsterer Nacht erfordert schon von gesunden Augen eine große Anstrengung. Je älter wir werden, umso schwächer wird unsere Sehkraft oder Sehleistung im Dunkeln. Merke: Die richtige Brille für den Straßenverkehr schafft Sicherheit für alle Teilnehmer*innen, also spurte tagsüber zu deiner Optikerin oder deinem Augenarzt und lass dich gut beraten.

Töne unterscheiden, oder: Farben sehen

Mit neun Prozent bei Männern ist die Rot-Grün-Farbsinnstörung die häufigste – und die bekannteste. Alle roten und grünen Farbtöne werden in Grautönen wahrgenommen und sind schwer voneinander abzugrenzen. Richtig gefährlich kann das im Straßenverkehr werden, wenn ein rotes Bremslicht missgedeutet wird.

Warum es fast ausschließlich Männer trifft und warum die meisten Frauen mehr Farben sehen, erfährst du kurzweilig hier.

Scharf sehen, oder: Zentrale Sehschärfe

Wirklich gut, scharf und bewusst sehen wir nur das, was wir gerade in den Blick nehmen. Wir fokussieren das Buch, indem wir lesen oder die Radlerin auf der Straße vor uns. Nochmal: Eine Sehschärfe von 1,0 = 100 Prozent ist ein guter Wert. Doch es geht oft noch besser.

Beim Führerscheinsehtest musst du eine Sehschärfe von 0,7 oder 70 Prozent getrennt mit beiden Augen schaffen. Mit einer Sehschärfe unter 0,5 darf man nicht mehr Auto fahren.

Normal? Ist relativ und von vielen Faktoren abhängig, in jedem Fall aber von Alter, Umfeld und der richtigen Brille.

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